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Nachwuchsparlament 2023: "KI wird die Welt mindestens so verändert wie seinerseits die Elektrizität."

Am Sonntag, 16. Juli hat das diesjährige Nachwuchsparlament begonnen. Der Landesverband Baden-Württemberg war dabei und hat zusammen mit den Kolleginnen aus Bayern und Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland zum Thema KI veranstaltet.
Erstellt am 16.07.2023


Diversität, Gütesiegel für Ausbildungen, Nachhaltigkeit, digitale Tools, Barrierefreiheit, KI – die Themenvielfalt des 14. Nachwuchsparlaments hätte nicht größer und die Begeisterung, die Freude an unserer Branche und der Wille, etwas zu bewegen, nicht spürbarer sein können.

Rund 100 Menschen kamen am 16. und 17. Juli am mediacampus in Frankfurt zusammen, um sich auszutauschen, zu netzwerken, Ideen zu entwickeln, Themen zu verfolgen und sich in Workshops fortzubilden. Einen dieser Workshops am Sonntagnachmittag hat der Landesverband Baden-Württemberg zusammen mit den lieben Kolleginnen der Landesverbände Bayern und Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland gestaltet. Das Thema: „ChatGPT in der Verlagswelt – Genial, Praktisch oder Transformativ?“ Zuerst gab Veronika Meijerhof, Head of Digital Marketing bei dtv, einen Überblick über Termini, Tools und Player in der Welt der KI. Sie zeigte, wie ChatGPT und Midjourney funktionieren, und wie diese Programme mithilfe ausgefeilter Prompts bereits jetzt Hilfen im Verlagsalltag sein können.

Im Anschluss berichteten die anderen Gäste, wie der Stand der KI-Dinge in ihren Unternehmen ist: Vivien Bender, Teamlead & Product Manager Editorial bei Springer nature, erzählte, wie bei ihnen im Rahmen eines Projektes ein Fachbuch mit ChatGPT entstanden ist und dabei ein regelrechtes Prompting-Ping-Pong zwischen den ITler*innen auf der einen und den Lektor*innen und Autor*innen auf der anderen Seite gespielt wurde. Eine intensive Zusammenarbeit, wodurch das Team eng zusammenrückte

John Ruhrmann, Managing Director und Co-Founder von Bookwire, war sich sicher, dass die KI die Welt mindestens so verändert, wie seinerseits die Elektrizität. Doch gleichzeitig beruhigte er die Runde, da der „Human Factor“ zumindest bei der schwachen KI, mit der wir es aktuell (noch) zu tun haben, eine wichtige Rolle spielt. Er bewertet die Chancen größer als die Risiken und ermutigte ebenso wie alle anderen Referent*innen dazu, sich die KI zu eigen zu machen und zu überlegen, wo sie Aufgaben abnehmen könne. So bietet es sich beispielsweise an, Social Media Posts und Newsletter-Texte von ChatGPT schreiben zu lassen. Allerdings hat das wiederum auch seine Schattenseiten, gab er zu bedenken: „Wir stehen vor einer Welle an Content.“ 

Auch Steffen Meier, Digitalexperte und Gründer der Medienplattform „DIGITAL PUBLISHING REPORT“, ist der Meinung, dass alles, was uns entlastet, genauer angeschaut werden sollte. Er freut sich trotzdem beispielsweise schon, wenn die KI ihm das lästige Schreiben von Protokollen abnehmen wird. Grundsätzlich gab auch er den Tipp, den eigenen Weg zu suchen: „Welche Rolle kann ich in etwas spielen, das ohnehin nicht aufhaltbar ist?“

Danach wurde in großer Runde diskutiert. Die Nachwuchsparlamentarier*innen warfen wichtige Aspekte ein: Müssen wir uns wirklich die kreativen Aufgaben, die Freude bereiten, von einer KI wie Midjourney beispielsweise im Grafikbereich wegnehmen lassen und stattdessen nur noch prompten? Wenn die KI von dem lernt, was aktuell da ist („garbage in, garbage out“) und wir nicht oder zu schwach intervenieren, werden dann nicht immer ein und dieselben, teils falschen Geschichten wiederholt? Und wie lassen sich in diesem Kontext Themen wie Rassismus und Sexismus ausradieren? Ist die KI nicht eine immense Blackbox, die uns in Sachen Ethik und Moral zumindest zweifelnd zurücklässt?

Zugegebenermaßen blieben viele Fragen offen, Misstrauen und Zweifel konnten in den zweieinhalb Stunden selbstverständlich nicht oder nicht in Gänze ausgeräumt werden. Doch die Expertise der Gäste und die gemeinsame Diskussion haben uns allen gezeigt: Die Frage, ob wir uns mit KI beschäftigen sollen oder wollen, brauchen wir uns nicht zu stellen. Es geht um das Wie und den langen, vermutlich erst einmal nicht endenden Weg dahin. Und auf den haben wir uns zusammen gemacht.


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